Stadt und Evangelische Kirche in Heidelberg sind sich (waren sie jedenfalls „im Jahr des Herrn 2019)“ noch einig über die Nutzung des „Providenzgartens“ (Foto: Philipp Rothe): Die Freifläche hinter der Providenzkirche in der Altstadt bleibt erhalten und steht den Bürgern künftig als öffentlich nutzbare Grünfläche zur Verfügung. Die Stadtverwaltung und die Evangelische Kirche in Heidelberg konnten nach konstruktiven Verhandlungen eine grundsätzliche Einigung über die Nutzung als Bürgerpark erzielen. Das Erbbaurechtsgrundstück soll eine Fläche von circa 1.200 Quadratmetern aufweisen. Die Gestaltung der Gartenfläche wird dabei eng mit den Planungen der Kirche über die Außenflächen ihres neuen Gemeindezentrums abgestimmt.
Die bauliche Ausnutzung des Restgrundstücks für den eigenen Bedarf bleibt für die Kirche eine Vertragsvoraussetzung.
Basis für den Abschluss des Erbbaurechtsvertrags wird nun die Einigung, der die Nutzung des Providenzgartens für die die Bevölkerung der Stadt sicherstellt. Der Gemeinderat soll im Februar 2020 über die Bestellung eines Erbbaurechts entscheiden. Für den Erhalt des Gartens und die künftige Nutzung als öffentliche Grünfläche hatte sich eine Bürgerinitiative unter der Federführung von Klaus Hekking (der sich der Wahl zum Kirchengemeinderat stellt) – eingesetzt und mehr als zwei Millionen Euro Spenden gesammelt.
Heidelberg wäre nicht Heidelberg, wenn das alles reibungslos über die Bühne gegangen wäre. Nun hat es also erfreulicherweise trotz mancherlei Widrigkeiten geklappt. Jedoch sei dennoch eben drum daran erinnert, nicht zuletzt, damit hernach nicht einige der Gegner sagen können, wir waren doch schon immer dafür:
Zur (die wir hier jedenfalls noch für einige Zeit dazu zu machen gedenken) Sache: „Unabdingbarer Neubau des Kirchenmusikalischen Instituts!
Marginalien eines Treffens: Oberkirchenrat Matthias Kreplin (“ … es gibt keine Alternativstandorte für das geplante Bauvorhaben im ehemaligen Herrengarten hinter der Providenzkirche“) mit einigen mehr oder weniger ausgewählten Gemeinderäten:
Als einziger Lokalpolitiker plädiert lediglich Matthias Kutsch (CDU) für einen Plan B“, aber auch Stadtrat Arnulf Weiler-Lorenz stellt kritische Fragen: „Ist es das wert?“ – Oder: „Wäre nicht eine Alternative besser?“ Derweil erklärt Hans-M. Mumm von der Grün-Alternativen Liste (RNZ): „von vornherein (Gründe nannte er dafür nicht!) gegen einen Park“ zu sein.
Kathegorisch: Oberkirchenrat Matthias Kreplin wird von Micha Hörnle in der RNZ so zitiert: Alternativstandorte für die Hochschule für Kirchenmusik gebe es nicht: Man brauche die direkte Anbindung an eine Gemeinde, eine zentrale Lage und die Nähe zu den beiden Altstadtkirchen. Warum dem so sei, erzählt auch der Kirchenrat nicht.
Hingegen erfahren wir direkt unter Micha Hörnles Beitrag mit der Überschrift „Stadträte geben der Kirche wenig Contra“ auf der gleichen RNZ-Seite von Denis Schnur „Die Stadt wird wieder jünger – das Semester hat begonnen“, dass sich nunmehr „Mehr als 38 000 Studenten“ in Heidelberg tummeln werden.
Nicht natürlich auch nur ein Bruchteil von sovielen „Studierenden“ – das meinen wir auch – paßt natürlich in den „Altbau des KI“ in der Weststadt. Erfahren dann aber): „Das wohl kleinste höhere Lehrinstitut der Stadt bleibt aber die Hochschule für Kirchenmusik. Deren Studentenzahl reduziert sich trotz der sechs Studienanfänger von 50 auf 45 Immatrikulierte.“ – Alsdann, aber das konnte der Oberkirchenrat Kreplin ja vielleicht gar nicht wissen, der kommt ja aus Karlsruhe und liest dort die BNN. Und das, das weiß er ja vielleicht auch nicht! Soll er doch mal, zusammen mit Prof. Stegmann – er habe das Wort: einen Rundgang durch das KI machen! So marode, wie der „Altbau des KI“ von den Karlsruher Kirchen-und Oberkirchenräten geschildert ist, ist der nämlich keineswegs.
Wir haben diesen Rundgang absolviert – und bleiben dran!
Was allerdings gar nicht so einfach geht:
Aber, versprochen ist versprochen: Nachdem die Amtskirchler offenbar Herrn Finze gebeten haben, den von Klaus Hekking (CDU) und Arnulf Weiler-Lorenz (Bunte Linke) initiierten gut besuchten Bürgerdialog im Cafe Schafheutle zum Thema „Providenz“ und so weiter nicht nur zu besuchen, sondern auch darüber zu berichten (letzteres vermute ich, jedenfalls schrieb er eifrig mit, wohl auch, als ich auf diesen obigen Rundgang durch das KI mit dem ehemaligen Rektor des KI, Kirchen-Musik-Direktor Prof. Stegmann hinwies), wurde sowohl für- als auch vorsorglich und von wem auch immer die gesamte Homepage des Kirchenmusikalischen Instituts – erst einmal – vom Netz genommen.
Damit allerdings, dass ich damit gerechnet habe, haben die Herren
und Damen von der „Amtskirche“ offenkundig nicht gerechnet.
Ich habe vorgebeugt, das ganze kopiert und jetzt steht der Rundgang, der deutlich macht, wie nicht marode und wie nicht baufällig dies Institut wirklich ist, wieder zur Verfügung. Und, ab nämlich genau jetzt funktioniert der Link wieder. Und zwar über Youtube. Und da haben auch die Damen und Herren der Amtskirche nicht so hurtig Zugriff zum Wegschalten!
Dumm gelaufen, gell?
Sie sehen, wir bleiben wirklich dran. Und meinen, dass es den 45 „Studierenden“ auch künftighin dort nicht wirklich schlechter gehen wird, wenn sie bleiben dürfen, wo sie derzeit sind – im „Altbau des KI“ in der Weststadt nämlich!
Ach ja – ich bin mal gefragt worden, ob ich nicht gelernt hätte,
Information und Kommentar zu trennen.
Ich aber sage Euch, ich habe das sehr wohl gelernt
aber: Die Rundschau i s t Kommentar! (got)
Hier, wie auch versprochen:
„Heidelberger Neueste Nachrichten“ – „Heidelberger Anzeiger“
Dienstag, 25. September 1934, Seite 3
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Der Herrengarten. Der älteste Garten Heidelbergs
Auf ein eigenartiges Jubiläum kann in diesem Jahr
vermutlich der Heidelberger H e r r e n g a r t e n zurückblicken,
auf sein 550jähriges Bestehen, und da dieser Garten zum Teil heute noch vorhanden ist, haben wir es mit dem ältesten Garten Heidelbergs zu tun. Freilich ist es nur noch ein Teil, der aus dem früheren großen Herrengarten uns erhalten blieb. Es ist jener Park, der hinter der Providenzkirche eingebettet liegt zwischen der Karl-Ludwig.Straße, der Landfriedstraße und der Friedrichstraße. Heute noch schauen Zeigen einstiger Herrlichkeit heraus über die alten Mauer, ein zierlicher Brunnen, ein mächtiger Gingko, alte Eiben und Lebensbäume. Doch aus der Zeit der Anlage des Herrengartens dürfte außer dem Brunnen vielleicht nicht mehr allzuviel vorhanden sein.
Der eigentliche Herrengarten ist zur Zeit des Kurfürsten Ruprecht I. entstanden, und, seine Anfänge reichen in jene Zeit zurück, als König Wenzel seinen großen Reichstag in Heidelberg abgehalten hat, der am 25 Juli 1384 stattfand. Er hatte den Zweck, dem drohenden Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den Fürsten und Herren einerseits und den Städten andererseits vorzubeugen.
Dieser alte Hofgarten bedurfte zur Anlage ein ganzes Jahr, denn er reichte (zwischen Plöck und Haupstraße) von der Märzgasse bis zum ehemaligen Kapuzinerkloster.
Der Herrengarten diente zunächst zur Abhaltung der festlichen Turniere. Mehr als zwei Jahrhunderte diente dieser Garten für derartige Veranstaltungen.
„Anno 1481 ward unter Churfürsten Philipsen ein Turnier gehalten von der rheinischen Ritterschaft, bei welchem viel Chur und Fürsten, Graffen und Herren mit 4000 Pferdten ganz prächtig erschienen.“
Weiter heißt es: „Anno 1524 ward von Pfalzgrafen Ludwig V. ein stattlich Stalschießen verübet, dem in die 16 Chur und Fürsten, geistlich und weltlich in der Person beygewonet.“
Den Herrengarten mit Baumanlagen, mit Brunnen- und Wasserkünstenanlagen schuf in der Haupsache aber Kurfürst Ludwig VI. Schon 1582 finden wir schöne Wasserkünste, Pomeranzen und Feigenbäume im freien Lande ausgepflanzt. Metzger sagt, sie wären in solcher Größe und Schönheit vorhanden gewesen, wie in Italien nicht besser. Diese Gewächse wurden im Herbst mit Holzhäusern überbaut, deren Inneres mit Oefen versehen, so daß geheizt werden konnte. Im Frühjahr, wenn keine nennenswerten Fröste mehr zu erwarten waren, wurden die Häuser wieder entfernt. Die Rennbahn und der Turnierplatz standen da, wo sich heute die Providenzkirche erhebt. Durch die Schöpfung des „Hortus Palatinuns“ , 1612 beginnend, wurde der Herrengarten mancher Pracht entkleidet. Leider hat der Garten dann im Dreißigjährigen Krieg sehr gelitten. Gänzlich zerstört wurde er aber im Orlean-Krieg 1608 und 1603.
Als Kurfürst Karl Theodor die Heidelberger Seidenindustrie auf hohe Stufe stellte, was gegen 1770 der Fall war, da wurde der Herrengarten mit Maulbeeren bepflanzt. Es waren 170 Züchter, die ihre Ware an die Nigalsche Seidenfabrik zu liefern hatten. Durch die Mißgunst vieler, dann aber auch wegen zu geringer Vergütung wurden aber viele Bäume wieder vernichtet. Sie fielen zum Teil der erbosten Menge in die Hände, die die Bäume einfach abhackten.
Gartendirektor Metzger pflanzte auch diesen Garten zu Beginn des letzten Jahrhunderts neu, doch sind heute noch wertvolle Gewächse aus früheren Jahrhundert erhalten.
Heidelberg soll alles versuchen, diesen heute in Privatbesitz stehenden Herrengarten den Bürgern zu erhalten. Das ginge am einfachsten, wenn der Besitzer diese historische Stätte der Öffentlichkeit als öffentlichen Garten zur Verfügung stellen würde.
Artikel – zur Verfügung gestellt aus dem Archiv der Conditorei Schafheutle im Original: 1934