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Channel: Kirche & Bodenpersonal – Neue Rundschau
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Kunst statt Daten kaufen – Auktion bei Christie’s läuft bis zum 11. März

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Für die Daten dieser Bilder von Beeple wurden bei Christie’s schon dreieinhalb Millionen Dollar geboten (Die Auktion läuft noch bis 11. März)

Phantastisch ist es und lustig zugleich, wie es manchen Leuten immer wieder gelingt, reichen Menschen, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, eben dieses abzuknöpfen. Das Internet bietet da ganz neue Möglichkeiten. Man kann jetzt nämlich statt Kunst Daten kaufen. „Die Technologie, die es möglich macht, heißt NFT, Non-Fungible Token, etwa: nicht austauschbare Zeichen. Bitcoin und andere Kryptowährungen basieren auf Token, die so austauschbar sind wie Bargeld. NFTs basieren auf Token, die so einzigartig sind wie ein Pass. Oder ein Kunstwerk. Obwohl sie Daten sind, kann man NFTs nicht kopieren. Dafür sorgt der nicht manipulierbare Code der Blockchain, in dem jedes Element mit allen anderen zusammenhängt. NFTs sind also digitale Eigentumsnachweise, die von keiner zentralen Stelle beglaubigt werden müssen. Ihren Besitzern steht es offen, ob sie sich hinter der Zahlenkette ihrer digitalen Geldbörse verstecken oder sich ihrer Verkäufe öffentlich brüsten. Die meisten – was Wunder – entscheiden sich für Letzteres.

Das Phänomen NFT anlässlich einer Versteigerung bei Christie’s erinnert an die Zeit, als Kunst aus den Kirchen in die neuen Museen geholt wurde. Das veränderte die Kunst, Gott blieb zurück und die ästhetische Bedeutung trat in den Vordergrund: „Begreift man die Blockchain als ein Museum unserer Gegenwart, kehrt sich der Vorgang um: Die Bilder, die im Internet vor allem als Symbole agierten, gewinnen hier, in der digitalen Sonderzone, eine Eigentlichkeit und Aura, die sie auf einem Instagram-Account nicht besitzen. Diese Eigentlichkeit liebäugelt mit der Idee des Ewigen, und diese Idee ist es wohl, die manche Menschen dazu bewegt, für ein virtuelles Werk sehr reale Dollarmillionen zu bezahlen. Mit ihrem Geld partizipieren sie an der verheißenen Ewigkeit, das ist der eigentliche Clou der neuen Technik. Als Käufer werden sie ebenso in der Blockchain eingeschrieben wie der Künstler und erscheinen damit wie Mitschöpfer, auf immer gebunden, an die Chain gekettet. Könnte man sagen.

Um das Klima zu schonen überlegt Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des Wiener Museums für angewandte Kunst, weniger Originale zu zeigen – das jedenfalls sagte er im Gespräch: „Ich habe nichts gegen Blockbuster-Ausstellungen, aber sehr wohl etwas gegen ein System, in dem einige Objektstars dauernd in der Welt mit teuren Kurierbegleitungen herumreisen. In einer digitalisierten Welt muss man sich fragen dürfen, ob man bei jeder Retrospektive unbedingt die Originale aus zwanzig verschiedenen Ecken der Welt zeigen muss. Reproduktionen sind heute von einer sensationellen Qualität. Das bestimmende Thema unserer Zeit ist die so genannte ‚Klimamoderne‘, daran müssen wir uns auch im Museumsbereich orientieren.“


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