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Channel: Kirche & Bodenpersonal – Neue Rundschau
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Weg mit dem Blasphemieparagraphen! Gegen Emanzipation und individuelle Freiheit und Demokratisierung gerichtete Bestrebungen halten an, bis in die Gegenwart.

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Hallo Mittelalter, wir sind noch da! Von solcherlei Puppenspielern ist nicht zu erwarten, dass sie ihren Protagonisten etwas gegen den (Strafgesetzbuch) § 166 sagen lassen …

Hallo, geliebtes Mittelalter, wir sind noch da! Von solchen Puppenspielern ist freilich – was Wunder – nicht zu erwarten, dass sie ihren Protagonisten etwas gegen den § 166 (Strafgesetzbuch) sagen lassen …

Der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo hatte eine Debatte über den Umgang mit Blasphemie ausgelöst. Die Ermordeten waren noch nicht bestattet, da war man bei der CSU bereits der Meinung, dass der deutsche Gotteslästerungsparagraph nicht etwa abgeschafft sondern verschärft werden müsse. Die Mörder und einige CSU-Funktionäre sind sich also offenbar darin einig, dass „Gotteslästerung“ bestraft werden soll. Lediglich das Strafmaß ist zwischen den Terroristen und der CSU noch strittig. Der Alibri-Verlag und wir lassen uns von dieser Allianz der Religioten jedoch nicht einschüchtern und haben daher einen Titel gewählt, der auf (u. a.) lächerliche Aspekte zielt:

Karlheinz Deschner
Die Politik der Päpste
Vom Niedergang kurialer Macht im 19. Jahrhundert bis zu ihrem Wiedererstarken im Zeitalter der Weltkriege
Alibri, 2013 – 1231 Seiten, gebunden, Euro 59.- Best. Nr. 691 163

81aBd2VC2QLKarlheinz Deschners Monumentalwerk betrachtet anderthalb Jahrhunderte päpstlicher Machtpolitik. Es setzt ein im 19. Jahrhundert, als der Kirchenstaat aufgelöst wird und Liberalismus & Sozialismus den katholischen Vorstellungen von der Welt zusetzen. Doch auch wenn die reale Machtbasis stark beeinträchtigt ist, richtet der Vatikan seine Politik weiterhin darauf aus, die Geschicke der Welt wesentlich zu bestimmen. Dies zeigt Deschner, indem er Pontifikat für Pontifikat untersucht, die (meist nicht realistischen) Ziele der Kurie herausarbeitet und ihre Mittel, diese zu erreichen, vorführt. Dazu gehörte unter anderem, sich in den beiden Weltkriegen stets an der Seite derjenigen zu halten, die gerade militärisch im Vorteil schienen. Dazu gehörte auch, mit faschistischen Regimen zu paktieren, wenn sie nur die Machtstellung der katholischen Kirche unangetastet ließen. Nach 1945, so stellt Deschner dar, ändert sich an den Zielen wenig, auch die gegen Emanzipation, individuelle Freiheit, Demokratisierung und Sozialismus gerichteten Bestrebungen halten an, bis in die Gegenwart.
Deschner Papstgeschichte ist eine Fundgrube. Mit fast 5.000 Belegen sichert der Autor seine Einschätzungen ab, untermauert er sein moralisches Urteil, das wenig schmeichelhaft ausfällt.
Das Buch erschien erstmals in den 1980er Jahren und wurde in einer Folgeauflage bis zum Irakkrieg von Vater Bush weitergeführt. Für die Neuauflage hat Michael Schmidt-Salomon in einem ausführlichen Nachwort die zweite Hälfte des Pontifikats Johannes Pauls II. abgehandelt und die Strategie Benedikts XVI. analysiert. Während die Vorauflagen bei Kiepenheuer & Witsch und Rowohlt aus zwei Bänden mit getrennter Seitenzählung bestanden, ist die Alibri-Ausgabe durchgehend paginiert, verfügt über ein Gesamtregister und bietet eine Literaturliste, die bis dato völlig fehlte. Karlheinz Deschner hat das Werk nicht grundlegend überarbeitet, aber nochmals durchgesehen und an einigen Stellen aktualisiert. Insofern ist die Neuauflage auch für alle, die das Buch bereits besitzen, eine Überlegung wert.


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