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Channel: Kirche & Bodenpersonal – Neue Rundschau
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Stille sowohl als auch heilige Nacht sowie drogeninduzierte Weihnachtspsychose: Bizarre Trugbilder, allerlei unheiliges und allerliebste Visionen zum Fest der Liebe …

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gottschling

… und, das Brauchtum um Weihnachten herum tut dann noch ein übriges, den Glauben an jungfräuliche Geburt zu untermauern. Gerade hat die Heidelberger Hauptstelle gegen Drogenmißbrauch (HHgDm) vor den Gefahren des Weihnachtsfestes gewarnt. Eindringlich werden die Bundesbürger aufgefordert, auf suchterzeugende Weihnachtssubstanzen zu verzichten, vor allem der leichtsinnige Griff ins Gewürzregal könne unabsehbare Folgen haben – und den ahnungslosen Konsumenten in Konflikt mit dem Betäubungsmittelgesetz (Btmg) bringen.

rauschgoldengel

Vor dem Verkehr mit Rauschgoldengeln wird ebenso gewarnt, wie vom Verzehr von Zimtsternen, Pfefferkuchen, Anistalern, Ingwerplätzchen, von Spekulatius und schokoladierten Christkindlein abgeraten wird. Vor allem bei unkontrolliertem Mischkonsum mit Glühwein, Punsch und Bowle, Karpfen, Gans und Truthahn – ”Hast du Haschisch in der Blutbahn, kannst du fliegen wie ein Truthahn” wirke, so HHgDm-Präsidentin Caja von Drottelhaim (69), ein multitoxikomanes Geschehen im menschlichen Organismus unheilvoll zusammen.
In der stofflichen Expertise “Wirkung und Pharmakokolorinese von psychoaktiven Jahresend-Halluzinogenen” unterzogen die Weihnachtsforscher im Auftrag der NEUEN RUNDSCHAU die beliebtesten Festdrogen einer detaillierten Analyse. Ergebnis: Bei chronischem Konsum vor- und weihnachtlicher Spezereien kann es zu abnormen, rauschhaften Verwirrtheitszuständen mit Herzschlagveränderung, Schweißabsonderung, Fieberschüben, Muskelschmerzen und Übelkeit kommen – bis hin zum Erbrechen.

Was soll denn überhaupt noch Freude machen ?

bildtafel-heilpflanzen

Safran – “macht den Kuchen geel” – zum Beispiel, dieser aus den Blütenfäden des Krokus gewonnene Farbstoff ist nicht nur Aromaspender, sondern eine dem Opium vergleichbare Droge, schmerzstillend und krampflösend zugleich. Die Forscher berichten von einem “euphorisierenden Kick” mit “allzumal heiteren Delirien” und “unbändigem Lachreiz”. Letale Dosis: 12 Gramm. Beispiel Zimt (Hauptwirkstoff in “Zimtstern” und “Bratapfel): Schon in den dreißiger Jahren wurden Zimt-Zigaretten wie Marihuana geraucht. Auch die Wirkung ist vergleichbar. Hohe Dosen führen zu krampfähnlichen Effekten.

Auch unsere in wunderschöne alte Holzformen geprägte “Springerle”  sind des enthaltenen Anis’ wegen auch nicht so ganz ohne: Bei oraler Verabreichung treten ab 70 mg erste psychoaktive Effekte auf, auch wurden typische Opiatwirkungen beobachtet. Anis wirkt sedierend, analgetisierend, antitussiv und verzögert die Peristaltik.

Eine der häufigsten (nicht nur Weihnachts-) Drogen ist die Schokolade. Das beliebte Vielstoffgemisch aktiviert cannabinoide Rezeptoren, putscht den Organismus auf und setzt im Hirn den antoinativen Neurotransmitter Serotonin frei.
Rauschdrogen von ebenfalls beachtlicher Potenz sind – man mag auch dies gar nicht glauben – Muskat, Pfeffer, Ingwer oder Nelken (letztere bei Zahnschmerzen in die richtige Lücke gedrückt, schon hört die Pein für eine Weile auf, da spätestens merkt doch auch der verwunderte Drogenlaie, dass darin ein explorierter Stoff enthalten sein müsse! –  können zu psychischer und/oder physischer Abhängigkeit führen. Von den Usern über das ganze Jahr genossener Myrrhe – vom Weihrauch ganz zu schweigen …

Psychosen alle ecclesiogen?

 

In den Fallbeispielen ärztlicher Notdienste und Vernehmungsprotokollen polizeilicher Aufklärung finden sich zahlreiche Belege für drogeninduzierte Weihnachtspsychosen, erwiesenermaßen sind die nämlich keineswegs alle ecclesiogen, wie Jürgen Gott Schling, dieser oft als ungläubiger Kirchenkritiker denunzierte Heide immer glauben machen möchte. Insbesondere wird immer wieder die Leuchtkraft der auftretenden Farbvisionen und die Eindringlichkeit optischer Trugwahrnehmungen dokumentiert. Drogen-User sehen im “Stern von Bethlehem”, “geflügelte, blondierte Wesen auf Tannenspitzen”, “von Elchen und Rentieren gezogene, schlittenartige Ufos”, sie haben Visionen von “rotgewänderten Greisen mit weißen Wattebärten, Rute und Jutesack, die ihr Erbe verschenken”, haben Wahrnehmungen von “elektrisch aufgeladenen Fichten” und sehen “göttliche Kleinkinder in Futterraufen”.

In fortgesetztem Rauschgeschehen dann treten akkustische Phänomene auf: Repetitives Psalmodieren von allerlei Gewünschtem wie einem “holden Knaben im lockigen Haar” – von einer “Jungfrau auserkoren” etwa, oder zwanghafte Vermehrungswünsche mit aufgesagtem “ihr Kinderlein kommet” sind bekannt geworden. Die emotional enthemmte Atmosphäre entlädt sich – in gleichwohl schönen – ekstatischen Gesängen und Litaneien.

Das gesamte Wahngeschehen ist eingebettet in ein aufwendiges, mit erheblichen forstwirtschaftlichen Schäden einherkommenden “Settings”. Junge Nadelgewächse werden gerodet, in Wohnstuben altarähnlich installiert, glitzernde Metallstreifen und psychedelische Kugeln daran arretiert. Nicht selten wird an dem meist ausgetrockneten Gehölz sorglos mit offenem Licht hantiert und häufig versammeln sich die Berauschten in un- bis schlecht beheizten Sakralbauten und zelebrieren “bunte Messen”.

Damit nicht genug …

christbaum

Die Weihnachtsintoxikation durch Schoko- und Gewürzmittelmißbrauch führt aber auch, so Caja von Drottelhaim, zu Depressionen, Angst und Eifersuchtsideen. Was Wunder erleben wir: “Die Suizidquote nimmt dramatisch zu”, so ein Teilergebnis der von Drottelhaimschen Studie.

Und, zu guter Letzt, kann es nach Absetzen der Rauschdrogen noch Monate später ohne vorhergehende Warnsymptome zu einem sogenannten Flashback (”Nachrausch”) kommen.

ostereier

Meist berichten die Probanden dann von Säugetieren, die bunte Eier legen: Hasen. In der Regel …

 

 

Wir, wir haben keinen – nicht mal einen verkrüppelten – Christbaum geschlagen, sondern gar keinen! Joachim Ringelnatz hingegen, der tat es:

Einsiedlers Heiliger Abend

Ich hab‘ in den Weihnachtstagen –
ich weiß auch, warum –
mir selbst einen Christbaum geschlagen,
der ist ganz verkrüppelt und krumm.

Ich bohrte ein Loch in die Diele
und steckte ihn da hinein
und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
zu sparen, ihn abends noch spät
mit Löffeln, Gabeln und Trichter
und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
mir Erbsensuppe mit Speck
und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.

Und sang aus burgundernder Kehle
das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
alles das, was ich sonst mied.

Es glimmte petroleumbetrunken
später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken vesunken.
Da hat’s an der Türe gepocht,

und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachstlieder?
ich aber rief nicht: „Herein“!

Ich zog mich aus und ging leise
zu Bett, ohne Angst, ohne Spott.
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.


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